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Das Ende einer Spritztour. 2009 versenkte ein Amerikaner seinen Bugatti Veyron in einem See. - Screenshot: YouTube
Wer es hat möchte es sicher nicht mehr missen: das Smartphone. Die kleinen Alleskönner sind schon lange nicht mehr nur fürs telefonieren ausgelegt, sondern ermöglichen es uns 24 Stunden am Tag mit der virtuellen Welt verknüpft und verdrahtet zu sein, Musik zu hören, sowie Bilder und Videos - zum Teil sogar in HD - zu machen. Wenn es aber nach Andy Lee House aus der Kleinstadt Lufkin im äußersten Osten des US-Bundesstaats Texas ginge, hätte es wohl die mobilen Taschencomputer niemals geben dürfen. Denn erst sorgten diese dafür, dass der Amerikaner über die sozialen Netzwerke und bekannten Videoportale verspottet und nun zu 20 Jahre Gefängnis verurteilt wurde.


Die Geschichte fing damit an, dass Andy 2009 in seiner Heimatstadt einen Gebrauchtwagenhandel namens Performance Auto Sales gründete, der sich auf hochwertige und exklusive Sportwagen vom Schlage einer Corvette, eines Jaguar E-Type oder eines Mercedes 300 SL mit Flügeltüren konzentrierte. Auch der 1,5 Millionen Dollar teure Ferrari Enzo, den der US-Comedian Eddi Griffin 2007 anlässlich einer Werbetour für seinen Film „Redline“ an einer Mauer verschrottete, gehörte – restauriert – zum Angebot von Performance Auto Sales. Andy Lee House, dem offensichtlich kein Superlativ zu groß ist, definierte seinen Laden stets gerne als „weltweit bedeutendster Retter exotischer Autos“.
Da er gerne mit seinen Sportwagen in und um Lufkin herum kutschierte, hielt es im Herbst 2009 niemand für außergewöhnlich, dass sich der umtriebige Gebrauchtwagenhändler neuerdings am Steuer eines Bugatti Veyron bewundern ließ. Den hatte er für eine, von seinem Freund Lloyd Gillespie zinslos geliehene, Million Dollar einem texanischen Ölmagnaten abgeschwatzt. Der Millionär hatte sich das Auto drei Jahre zuvor als Zweit- oder Drittwagen (wer weiß das schon so genau?) zugelegt.

Mit seinem neuen Spielzeug schien Andy den Zenit des Erfolges erreicht zu haben, denn ab sofort ging es für den Amerikaner nur noch bergab. Er wollte möglichst schnell an eben möglichst viel Geld kommen und dachte sich ein Szenario aus, welches sicherlich auch in Hollywood reisenden Absatz gefunden hätte. Dafür versicherte er den Bugatti, von dem zu diesen Zeitpunkt weniger als 300 Exemplare gebaut wurden, zunächst bei der Philadelphia Indemnity Insurance Company für 2,2 Millionen Dollar. Das Fahrzeug, so argumentierte er die hohe Summe, sei nur für Ausstellungszwecke seines Unternehmens gedacht und steige wegen der geringen Stückzahl gleicher Exemplare unaufhörlich an Wert.
Drei Wochen später, am Sonntag, dem 1. November 2009, rollte Andy Lee House mit seinem Bugatti Veyron kurz nach Mittag bei strahlendem Wetter gemütlich über einen Abzweig der Interstate 45 zwischen La Marque und Galveston/Texas an der West Bay des Golfs von Mexiko. Was dann passierte, schilderte er später der Polizei sowie der Versicherung so: Mit dem Navigationsgerät auf seinem Mobiltelefon habe er nach dem Weg zu einer Marina gesucht, wo er sich ein Boot ansehen wollte. Da sei ihm urplötzlich ein riesengroßer Pelikan in die Quere gekommen, vor Schreck habe er das Telefon fallen gelassen und die Kontrolle über seinen französischen Supersportwagen verloren. Dann war der Wagen über die Böschung ins Wasser geschossen, wo er bis zu den Türgriffen versank. Er selbst habe sich retten, den Motor aber nicht abstellen können, weil ihn „die Moskitos fast aufgefressen“ hätten. Eine viertel Stunde lang saugten die 16 Zylinder der 736 kW / 1001 PS starken Acht-Liter-Maschine in vollen Zügen Salzwasser in sich hinein, bis sie irreparabel das Zeitliche segneten. Zwölf Tage später meldete Andy bei der Versicherung seinen Anspruch auf 2,2 Millionen Dollar an.

Zunächst kam er mit seinem Schauermärchen bei der Philadelphia Indemnity durch. Was er aber nicht wusste und was im Zeitalter der Smartphones immer öfter passiert: Andy's Tat war von einem Bugatti-Bewunderer gefilmt und im Internet veröffentlicht worden. Inzwischen haben sich fast eine viertel Million Internetnutzer den Streifen angesehen.

Das Versicherungsunternehmen widerte ziemlich schnell Betrug, zumal, da sich ein anonymer Anrufer gemeldet hatte, der behauptete, Andy Lee House habe ihn zuvor zum Diebstahl und zum Abfackeln des Autos gegen Honorar anheuern wollen. Nach der Wasserung sei ihm zudem Schweigegeld geboten worden. Daraufhin sahen sich auch die Versicherungsexperten den Film auf YouTube an und stellten eine Reihe Widersprüchliches in Andys Aussagen fest: Auf dem Crash-Video ist weit und breit kein Vogel, geschweige denn ein großer Pelikan zu sehen. Dass Moskitos mittags besonders heftig stechen, verwiesen sie ins Reich der Fabel. Und auch den Verwendungszweck des Bugatti Veyron vorwiegend als Ausstellungsobjekt stellten sie in Frage. Andy hatte mit ihm innerhalb von drei Wochen fast 2500 Kilometer zurückgelegt. Eine Strafanzeige wegen Versicherungsbetrug folgte acht Monate nach dem angeblichen Unfall.

Warum sich der Prozess dann vier Jahre ohne Ergebnis dahinschleppte, weiß niemand so ganz genau. In den Gerichtsakten ist nachzulesen, dass sich eine ganze Armada von Strafverfolgern mit dem Fall beschäftigte: das FBI, die Texas Rangers, der Sheriff von Lufkin, die Abteilung für öffentliche Sicherheit im Magistrat der Stadt sowie ein leibhaftiger Staatsanwalt der Vereinigten Staaten. Zwischenzeitlich dealte Andy weiter mit Supersportwagen und legte sich im Januar 2010 sogar einen weiteren Bugatti Veyron zu. Zu der Zeit standen in seiner Werkstatt neben dem Bugatti ein Lamborghini Gallardo Superleggera, ein Lamborghini Murcielago LP640 und ein Porsche 911 GT3 RS. Zusammen mit einem Wert von 2,2 Millionen Dollar. Mindestens.

Doch der Kampf mit Versicherung und Staatsmacht muss ihn allmählich mürbe gemacht haben. Nun bekannte sich Andy Lee House schließlich vor Richter Keith Giblin des Versicherungsbetrugs in Höhe von 2,2 Millionen Dollar schuldig. Das kostet ihn 20 Jahre hinter schwedischen Gardinen.Und was lernen wir daraus? Verbrechen lohnt sich nicht.(ampnet/hrr)
Daniel L

Daniel L

Seit dem Kleinkindalter vom Automobil- und Motorsport-Virus infiziert. Seit 2009 Blogger und seit September 2011 Betreiber dieses Blogs. Kommentare zu meinen Artikeln sind immer gerne gesehen und wer Fragen hat, erreicht mich am besten per E-Mail

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