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Die "Sports Utility Vehicles" oder kurz SUV fahren weiterhin unbeirrt (trotz Krise) auf der Überholspur. Rund eine halbe Million SUV werden bis Jahresende erstmals zugelassen sein. Besonders gefragt sind dabei die Kompakt-SUV.


In diesem hart umkämpften Segment tummeln sich zur Zeit Modelle wie der Skoda Yeti, Nissan Juke, Mitsubishi ASX oder der Mini Countryman. In den nächsten Monaten und Jahren sollen dann noch Konkurenten wie der Ecosport von Ford oder das SUV auf Clio-Basis von Renault hinzu kommen. Auch Fiat will im kommenden Jahr den 500X bringen, Peugeot arbeitet am 2008, Volkswagen am Polo-SUV. Selbst die Premiumhersteller wittern Beute. Mercedes bringt den GLA und Audi kommt mit einem kleinen Q-Modell.

Doch das ist alles noch Zukunftsmusik. Im hier und jetzt ist Opel der erste deutsche Hersteller der in dieser Fahrzeugklasse seit kurzem mit dem Mokka auf Kundenfang geht. Der Rüsselsheimer Hoffnungsträger soll die gebeutelte Marke in eine bessere Zukunft führen. Wie stark die Nachfrage ist, bekam Opel mit seinem ab 18 990 Euro erhältlichen Mokka bereits vor der Händlerpremiere zu spüren. Europaweit lagen vor dem offiziellen Marktstart am 15.Oktober bereits über 40 000 Bestellungen vor. Nachteil: Händler müssen ihre Kunden mit der Auslieferung bisweilen auf März vertrösten.

Ob sich der Pioniergeist bezahlt macht? Schon einmal bewiesen die Rüsselsheimer diesen. 2006 brachten sie den Antara, noch bevor VW mit Tiguan und Ford mit dem Kuga kamen. Gefertigt wird der Mokka in Korea, zusammen mit seinem Schwestermodell Chevrolet Trax, das nächstes Frühjahr an den Start geht. Dennoch legt Opel gesteigerten Wert darauf, dass der Mokka sich deutlich vom Chevy unterscheidet und auch andere Kunden ansprechen wird. "Wir haben den Mokka durch und durch europäisch abgestimmt", sagt Chef-Ingenieur Marcus Lott. Dies soll sich nicht nur in einem höherwertigen Innenraum, sondern auch in einem präzisen Handling und besserem Komfort widerspiegeln.
Der Mokka ist eine stattliche Erscheinung. Die Abmessungen entsprechen eher einem Kompakt- als einem Kleinwagen. Mit einer Länger von 4,28 Meter ist der Mokka deutlich näher am größeren Bruder Astra (4,42 Meter) als am Technikspender Corsa (4,00 Meter) dran.

Optik und Design

 

Die kurze, bullige Front des Mokka wird von dem silber lackierten Unterfahrschutz, der Kunststoffverkleidung sowie von den weit oben platzierten Scheinwerfer dominiert. Mehr als dezentes Gelände sollte man dem SUV im Taschenformat allerdings nicht zumuten. Das kantige Heck im Zusammenspiel mit der stark ansteigenden Fensterlinie lassen den Mokka sehr stämmig und muskulös wirken. Die ansteigende Fensterlinie hat allerdings den Nachtteil, dass durch die kleinen Fenster die Sicht nach hinten stark getrübt wird. Das Rangieren ohne Park-Piepser kann dann auch schnell zum schweißtreibenden Erlebnis werden. Im Innenraum zeigt der Mokka unverkennbar seine Zugehörigkeit zum Opel-Konzern. Gut ablesbare Instrumente und der verstärkte Chromeinsatz (in den höheren Ausstattungslinien) lassen Wohlfühlambiente versprühen. Dagegen ist die überfüllte Mittelkonsole, mit ihren gefühlten tausend Tasten, mal so gar nicht nach meinen Geschmack. Dies ist aber kein spezielles Problem des Mokka, sondern aller aktuellen Opel-Modelle. Aufgrund einer Vielzahl von Knöpfen und Schaltern ist es auch hier unübersichtlich gestaltet und deshalb während der Fahrt schlecht zu bedienen. Weiterer Kritikpunkt: die einfarbigen Anzeigen der Assistenzsysteme und des Bordcomputers im zentralen Display zwischen den sportlichen Rundinstrumenten sind ziemlich pixelig. Das können andere besser.
Wichtiger ist, dass zum Beispiel die Verkehrsschildererkennung ziemlich gut funktioniert. Stöbert man etwas im Menü, findet man bei den Modellen mit Start-Stopp-System ein Schaubild, das die Top-Verbraucher anzeigt. Je nach Betriebszustand schlägt die Klimaanlage mit 0,1 bis 0,2 Liter auf 100 km/h zu Buche.

Komfort und Variabilität 

 

Für 390 Euro Aufpreis nehmen Fahrer und Beifahrer im Mokka auf Ergonomiesitzen mit dem Gütesiegel AGR (Aktion Gesunder Rücken e.V.) Platz. Der gute Seitenhalt und die vielfachen Verstellmöglichkeiten sprechen eindeutig für diese. Auch im Fond sitzt es sich bequem. Das Platzangebot geht in Ordnung und auch bei der Kopf- und Beinfreiheit gibt es keinen Anlass zur Kritik. Kaum noch gewohnt ist man bei neuen Autos das Nach-vorne-Klappen der Sitzflächen, um die Rückenlehnen umzulegen. Daraus resultiert aber immerhin ein nahezu ebener Ladeboden. Im Normalzustand fasst der Gepäckraum 356 Liter, nutzt man den Mokka als "Lastesel" schluckt dieser bis zu 1.372 Liter.

Leistung und Verbrauch

Unter der Haube meines Testwagen steckte der bekannte 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 PS und 200 Newtonmetern Drehmoment, der an ein manuelles 6-Gang-Getriebe gekoppelt war. Diese liesen sich sehr präzise und leichtgängig einlegen, allein die Schaltwege könnten aber etwas kürzer ausfallen.

Der stärkste Turbobenziner hat genug Kraft um den Mokka nicht zum lauwarmen Latte macchiato mutieren zu lassen. Nach 9,8 Sekunden erreicht der kleine Crossover Tempo 100 und ist maximal bis zu 195 km/h schnell. Diese Werte sorgen jetzt vielleicht nicht unbedingt für Begeisterung, sie reichen aber völlig aus, zum entspannten bis zügigen Mitschwimmen im Verkehr - egal ob Autobahn oder Stadt. Sollte es aber mal etwas forscher voran gehen, so giert das Aggregat nach Drehzahlen und wird brummig. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 6,4 Litern pro 100 Kilometer ist für einen Kompakt-SUV absolut in Ordnung, diesen verfehlte ich trotz zurückhaltender Fahrweise aber um etwas mehr als einen Liter. Zum Ende meiner zweistündigen Testfahrt zeigte mir der Bordcomputer einen Verbrauch von 7,8 Liter an.

Neben dem Frontantrieb steht für den Mokka auch ein Allradsystem zur Verfügung. Es ist für den Diesel optional erhältlich, den großen Benziner gibt es ausschließlich in der 4x4-Version. Auch wenn sich der Mokka am Heck mit dem 4x4-Emblem schmückt, sollte man diesem aber nicht zu harte Geländeeinsätze zumuten. Abseits befestigter Wege, wie etwa auf Schotter oder Schnee kommt der Mokka dennoch problemlos zurecht. Das Fahrwerk ist dann auch eher für den Betrieb auf asphaltierten Untergrund ausgelegt. Die Federung des Mokka ist nicht übertrieben straff abgestimmt, könnte für meinen Geschmack aber noch etwas komfortabler sein. Bei gröberen Unebenheiten sendet das Fahrwerk sehr direkte Signale in den Innenraum. Dennoch bietet sich das Auto als Reiseauto auch für lange Strecken an. Eine Spur direkter könnte hingegen die Lenkung sein.

Preis und Ausstattung

 

Zu haben ist der Mokka als frontgetriebener 115-PS-Benziner ab 18.990 Euro. Dafür bekommt der Kunde, neben dem schicken Offroad-Look, acht Airbags, ein CD-Radio, elektrische Fensterheber vorn, einen Tempomat sowie eine Klimaanlage. Ebenfalls im Serienumfang enthalten sind eine Berganfahrhilfe und ein Bergabfahrassistent. Letzterer meistert steile Abfahrten in einer vorher festgelegten Geschwindigkeit ohne Gasgeben oder Bremseingriffe durch den Fahrer. Ab der mittleren Ausstattunglinie Edition (1.600 Euro Aufpreis) sind darüber hinaus auch Nebelscheinwerfer, ein Fernlichtassistent, rundum elektrische Fensterheber und 18-Zoll-Leichtmetallräder mit an Bord. Wer den Mokka noch ein wenig mehr aufhübschen möchte, kann sich in der gut bestückten Zubehörliste munter austoben. Dort finden sich einige nicht klassenübliche Extras. Wie zum Beispiel ein beheizbares Lenkrad, das adaptive Fernlicht AFL+, eine Frontkamera inklusive Spurverlassenswarner, Verkehrszeichenerkennung und Frontkollisionswarner sowie das in den Heckstoßfänger integrierte Fahrradträger-System Flex-Fix.

Fazit

 

Der Mokka ist unterm Strich ein gelungenes und überzeugendes Klein-SUV. Es wäre der Marke mit dem Blitz zu wünschen, dass sich der Pioniergeist bezahlt macht und die hohe Nachfrage sich nicht als Strohfeuer erweist – so wie beim Antara, für den es 2006 sogar 70 000 Vorbestelllungen gab. Für den Opel Mokka sprechen vor allem seine gute Verarbeitung, das Platzangebot, sein kultivierter Motor sowie die reichhaltige Serienausstattung. Verbesserungswürdig sind hingegen: die Rundumsicht, die Lenkung und die Bedienung. Ob der Mokka sich im Segment der Kompakt-SUV durchsetzen wird bleibt abzuwarten, denn in naher naher Zukunft bekommt der Opel mit dem Chevrolet Trax, der mit identischer Technik aufwartet aber sicher zu geringeren Preisen angeboten werden wird, harte Konkurrenz aus dem eigenen Hause. Einziger Unterschied: Die optionalen Assistenzsysteme sind dem Opel vorbehalten.
 
Was uns gefallen hat: 
  • gelungenes Design
  • gutes Platzangebot 
  • Viele Assistenzsysteme lieferbar
  • gute Serienausstattung
Was uns nicht gefallen hat
  • Übersicht nach hinten
  • Bedienung 
  • Lenkung etwas indirekt
  • kein Diesel beim Basismodell
  • einige Extras sind nicht mit Basismodell kombinierbar

 Technische Daten

 

Länge / Breite / Höhe:  4280 / 2040  / 1660 mm
Motoren: 2 Benziner, 1 Diesel
Leistung Benziner: 85/115 – 103/140 kW/PS
Leistung Diesel: 96/130 kW/PS
Max. Drehmoment : 155 – 300 Nm

CO2-Emission: 129 – 153 g/km
Beschleunigung (0-100 km/h): 9,8 – 12,5 sek.
Höchstgeschwindigkeit: 170 – 195 km/h
Verbrauch: 4,5/4,9 l Diesel*, 6,4/6,5 l Super
Leergewicht: 1260 – 1415 kg
Anhängelast: 1200 kg
Preis Opel Mokka 18 990 bis 27 520 Euro
* Differenz aus Schalt- und Automatikgetriebe

Daniel L

Daniel L

Seit dem Kleinkindalter vom Automobil- und Motorsport-Virus infiziert. Seit 2009 Blogger und seit September 2011 Betreiber dieses Blogs. Kommentare zu meinen Artikeln sind immer gerne gesehen und wer Fragen hat, erreicht mich am besten per E-Mail

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