Mit dem 15 M RS sowie wenig später 17 M RS und 20 M RS kamen 1968 die ersten Ford mit der Zusatzbezeichnung „Rallye Sport“ (RS) auf den Markt. Die 50-jährige Geschichte der rasanten Familienkutschen aus Köln reicht bis zum Focus RS der dritten Generation, dessen Produktion Anfang 2018 auslief, um Platz für die neue Focus-Generation zu machen.
Nach rund achtjähriger Pause reaktivierte der Ford Focus im Jahr 2002 das berühmte RS-Kürzel. Den „neuen Bestseller als Bodybuilder“ nannte das Fachmagazin „Auto Bild“ die erste RS-Ausgabe des Ford Focus – verbunden mit der Anregung, zumindest in diesem Fall den damaligen Marken-Slogan umzuwandeln, nämlich von „Besser ankommen“ in „Schneller ankommen“. Bot der kompakte Kölner doch 215 Turbo-PS und 315 Nm Drehmoment aus zwei Litern Hubraum und erwies sich das Fahrwerk doch als „narrensicher abgestimmt und im Grenzbereich überraschend neutral“. Noch mehr dürften die Ford-Verantwortlichen gejubelt haben, als die Redaktion in einem späteren „Auto Bild“-Vergleichstest gegen den allradbewehrten VW Golf R32 zu folgendem Urteil über den RS kam: „Dieser Kompakt darf ohne jede Übertreibung als der fahraktivste Fronttriebler der Welt gelten.“
Im Dezember 2007 machte Ford den Fans der Marke und insbesondere seiner RS-Klientel ein vorweihnachtliches Geschenk mit der Ankündigung, auch für die zweite Focus-Generation einen RS auf den Markt zu bringen. „Nach zwei Markentiteln in der Rallye-Weltmeisterschaft ist die Zeit reif für einen neuen Focus RS“, sagte John Fleming, damals Präsident und CEO von Ford of Europe.
Äußerlich wies der RS 500 eine Folierung in Matt-Schwarz, schwarz glänzende 19-Zoll-Leichtmetallrädern, einen trapezförmigen Lufteinlass in Hochglanzschwarz mit zusätzlicher Spoiler-Lippe, doppelblättrigen Heckflügel und einen sogenannten Venturi-Tunnel zur Kanalisierung des Luftstroms unter dem Wagenboden auf. Farbliche Applikationen wie rote Bremssättel und ein „RS 500“-Emblem am Heck sorgten ebenfalls für Differenzierung. Im Innenraum zeigte sich der Exklusivitätszuschlag an Details wie einer Mittelkonsole in Kohlefaseroptik mit Editionsplakette sowie roten Ziernähten an Lenkrad und Türverkleidungen.
Seinen ersten Live-Auftritt auf internationaler Bühne hatte der neue RS dann auf dem Genfer Automobilsalon im März 2015 – mit 350 PS aus einem 2,3-Liter-Vierzylinder und zwei elektronisch gesteuerten Differenzialen, die nicht nur die Kraftverteilung zwischen vorne und hinten regelten, sondern auch die Drehmomentbalance zwischen den Hinterrädern. Bis zu 70 Prozent der Motorleistung flossen damit an die Hinterräder, im Falle extremer Traktionsunterschiede zwischen links und rechts sogar komplett an ein einzelnes Rad. Das Drehmoment von 440 Nm konnte für 15 Sekunden im Overboostmodus auf 470 Nm angehoben werden.
Geboten wurden vier Fahrmodi („Normal“, „Sport“, „Rennstrecke“, „Drift“) und eine Launch Control für traktionsoptimierten Rennstart. Das überarbeitete Fahrwerk verfügte über elektronisch verstellbare Stoßdämpfer mit einem eigens für Rennstrecken entwickelten Setup. Für Einsatze auf der Rundstrecke standen erstmals Semi-Slicks von Michelin als Option zur Wahl, schließlich wies das Datenblatt 268 km/h Höchstgeschwindigkeit und einen Beschleunigungswert von 4,7 Sekunden bis Tempo 100 aus.
Einen Motor hatte der RS natürlich auch. Zwar nun mit einem Zylinder weniger als das unvergleichliche Zylinder-Quintett des Vorgängers, aber dafür mit 350 PS, einem Drehmoment von 440 Nm (im Overboost-Modus sogar für 15 Sekunden von 470 Nm) sowie signifikant gesenkten Verbrauchs- und Abgaswerten.
2016 kürten die britischen Magazine „Autocar“ und „Vehicle Dynamics International“ den damaligen RS-Chefentwickler Tyrone Johnson zum Ingenieur des Jahres und sein Werk zum „Car of the Year“, während die Leserinnen und Leser des deutschen Fachblatts „sport auto“ den RS zum Gewinner des sport auto-Awards in der Kategorie „Kompaktwagen“ wählten.
m Mai 2017 erklärte das Unternehmen, dass der Ford Focus III RS ab sofort auch mit dem neuen Ausstattungspaket „Blue & Black“ bestellbar sei. Wichtigste Änderung gegenüber dem „RS“: ein mechanisches Vorderachs-Sperrdifferenzial, das die Traktion weiter verbesserte und somit ein noch dynamischeres Fahrverhalten ermöglichte, da dem Rad mit besserer Bodenhaftung mehr Drehmoment zugeleitet und somit Schlupf an der Vorderachse vermindert wurde.
Produziert wurde der Ford Focus III RS, wie seine beiden Vorgänger, im Werk Saalouis im Saarland. Mit der aktuellen Markteinführung der vierten Focus-Generation lief die RS-Produktion im Frühjahr dieses Jahres aus. Zum Verkaufsstart des Ford Focus III RS hatte das Unternehmen erklärt, das Modell sei eines von insgesamt zwölf neuen Performance-Fahrzeugen, die Ford bis 2020 auf den Markt bringen werde. Die Geschichte der rasanten Kölner mit dem Kürzel RS dürfte also weitergehen. (ampnet/jri)
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