Fahrbericht Mercedes-Benz CLA 200: So gut ist das viertürige Coupe.
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Der CLA ist ein kleiner CLS – gleichsam mit vier Türen. Der CLS ist das Master-Coupé von Mercedes. Und wegen seiner besonderen Form hat es sowas wie Kultstatus. Jetzt versucht man den Karosserie-Schwung in die kompakte Mittelklasse zu übertragen: Mit einem Ableger der neuen A-Klasse, mit der die Schwaben eine friedliche Revolution ausgelöst haben. Dass die Plattform die selbe ist, sieht man dem athletischen CLA am ehesten am Kühlergrill und dem langen Überhang vorne an.

Im Inneren tendiert die Ähnlichkeit trotz mutigerer Stoffe gegen 100 Prozent – abgesehen davon, dass hinten Sitzende noch weniger Kopffreiheit haben, weil das abfallende Dach seinen Tribut fordert.
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In der ersten Reihe lässt es sich aushalten. Das Platzangebot vorne ist für meinen Geschmack sehr gut. Dort dürfte sich niemand nach einer C- oder E-Klasse sehnen. Ich fühlte mich nicht eingeengt sondern eher mittendrin im geschehen. Dieser Eindruck wird durch die tiefe sportliche Sitzposition und die relativ hohe Gürtellinie vermittelt. So fühlt sich der Fahrer sehr gut ins Auto integriert. Gut gelöst wurde auch die Konturierung der vorderen, als Integralsitze ausgeführten Sportsessel (Extra), deren Flanken ordentlichen Seitenhalt bieten, ohne beim Einstieg übertrieben sperrig zu sein. Nachdem ich vorne Platz genommen hatte wollte ich natürlich wissen, wie es um den Platz in der zweiten Reihe bestellt ist. Nachdem mein Kopf beim entern dieser zunächst mit der C-Säule Kontakt aufnahm, folgte doch schnell die Ernüchterung. Ich bin mit meinen 196cm sicher nicht die Norm aber zumuten sollte man Erwachsenen den Platz in der zweiten Reihe allenfalls auf Kurzstrecken. Denn auch bei normal großen Erwachsenen werden die Knien sofort Kontakt zu den Sitzen aufnehmen und der Kopf mit der eleganten Dachform.

Die Sportsitze machen optisch schon eine Menge her, doch halten diese auch, was die Optik verspricht?
Den Seitenhalt den die Sitze bieten, empfand ich als ausgezeichnet. Auch waren sie sehr bequem, absolut Langstrecken tauglich doch die Sitzfläche für die Unterschenkel war mir ein wenig zu kurz!
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Ist das Kofferraumvolumen in der A-Klasse mit 341 Liter alles andere als berauschend, so schlägt hier die Stunde des CLA. Der CLA schluckt über 100 Liter mehr als sein Steilheckbruder. In nüchternen Zahlen ausgedrückt sprechen wir hier von 470 Liter. Damit sollten Liebespaare, die eine Wochenend-Tour planen, locker auskommen. Die Ladeluke könnte allerdings für meinen Geschmack etwas größer ausfallen.

Der Mercedes CLA ist zweifellos ein sehr elegantes und schönes Auto. Doch das die schicke Silhouette nicht immer von Vorteil ist, wird spätestens beim Blick nach schräg hinten bewusst. Der Fahrer sieht dort eigentlich gar nichts. Hier muss der CLA seinem geringsten Luftwiederstand aller Serienfahrzeuge und der passiven Crash-Sicherheit Tribut zollen. Der Einsatz der Rückfahrkamera erweist sich daher in der Praxis als sehr nützliches, und ich würde sogar soweit gehen und behaupten als fast unverzichtbares, Helferlein. Doch wie sagt man so schön: Wer schön sein will...
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 Unter der Motorhaube des schicken Schwaben werkelt ein laufruhiger und durchzugsstarker 1,6-Liter großer Benziner, der 156 PS und 250 Nm bei 1.250-4.000 U/min leistet. Damit soll der 1.430 Kilogramm schwere CLA in 8,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Mercedes mit 230 km/h an. Doch wer Platz im CLA nimmt, der möchte vor allem dahin gleiten dafür sorgt unter anderem der cw-Wert von 0,22 an dem Mercedes Wochenlang im Windkanal gewerkelt hat. Dieser beschränkt die Windgeräusche auf ein Minimum und mitbekommen tut man im Mercedes CLA von dem üblichen Rauschen nahezu gar nichts mehr mit. Das ist nicht nur sehr angenehm sondern hilft auch beim Sprit sparen, denn die Motoren benötigen weniger Kraft, um den Wagen durch den Wind zu treiben.
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Das an den Motor gekoppelte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe verrichtet seinen Dienst so unspektakulär, das man erst wirklich beim Blick auf das Fahrerinformationssystem weiß, in welchem Gang man sich gerade befindet. Im Eco-Modus benötigt dieses allerdings nach dem Kickdown eine Gedenksekunde bis er in das optimale Drehzahlband runter schaltet. Möchte man zum Beispiel mal schnell überholen empfiehlt es sich in den M- oder S-Modus zu wechseln. Besonders im M-Modus kann der Spaßfaktor durch die hinter dem Volant angebrachten Schaltpaddels nochmals gesteigert werden und außerdem kann man hier selbst entscheiden wann man Schalten möchte. Sportlich ambitionierte Fahrer werden wohl diese beiden Fahrmodi bevorzugen. Wer allerdings stressfrei und ökologisch dahin gleiten möchte, der wählt den besagten Eco-Modus. In diesem Modus kann man auch am ehesten die vom Hersteller gemachten Verbrauchsangaben erreichen. Mercedes gibt diesen mit 5,4 Liter auf 100 km an. Nach Meiner Testfahrt zeigte mir der Bordcomputer allerdings gute 4 Liter mehr an. Dies ist aber der etwa 30 Kilometer langen Vollgassatz auf der BAB geschuldet. Dennoch war ich mit dem Wert von unter 9 Liter doch sehr zufrieden.

Der CLA ist eine Sänfte vor dem Herren. Ich bin noch nie einen solch komfortablen Wagen gefahren wie diesen. Der CLA schwingt weich über Bodenwellen und Querfugen - dank des serienmäßigen Komfortfahrwerks. Es bedarf wirklich schon sehr massiven Fahrbahnunebenheiten, bis diese durch Mark und Bein gehen. Da ist dann die kleine Limousine plötzlich wieder ein großer Mercedes und wahrt jene Contenance, die auch E- oder S-Klasse-Fahrer schätzen.

Dank seiner direkten und leichtgängigen Lenkung gepaart mit dem sportlichen und sehr griffigen Lederlenkrad macht der kleine Schwabe besonders auf kurvigen Landstraßen viel Spaß. Hierbei zeigt der CLA aber ein typisches Verhalten von Fronttrieblern, er schiebt gern über die Vorderräder ist aber zu keinem Zeitpunkt grenzwertig und somit gut kontrollierbar. Bleibt das ESP aktiviert wird das zu schnelle einfahren in Kurven vom sehr gut arbeitenden Stabilitätsprogramm elektronisch ausgebessert.

Wie bereits weiter oben erwähnt geht es im CLA sehr ruhig und gelassen zu. Dank seines Strömungswiderstandskoeffizient von 0,22 braucht es schon Geschwindigkeiten von jenseits der 100 km/h bis man von dem üblichen Rauschen überhaupt Kenntnis nimmt. Ich könnte mir darüber hinaus auch gut vorstellen, das ein Diesel im CLA schnell als Störquelle ausgemacht werden könnte.

Fazit


Der Mercedes CLA bringt neuen Schwung in die Kompaktklasse. Auf Grund seines eigenständigen Designs sind bis auf weiteres Verwechslungen ausgeschlossen. Ob die Kombination aus Jugendlichkeit und Luxus auch wirklich eine jüngere Käuferschicht anlockt, wird die Zeit zeigen. Für den Schwaben sprechen vor allem seine gute Verarbeitung, der große Kofferraum und der geringe Durst. Hingegen könnte die angepeilte Käuferschicht der hohe Einstiegspreis und der recht knapp bemessene Platz im Fond abschrecken. Oder um es auf den Punkt zu bringen, die Marke lockt die Manager von morgen, die sich heute noch keinen Mercedes der Oberklasse leisten können.

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Daniel L

Daniel L

Seit dem Kleinkindalter vom Automobil- und Motorsport-Virus infiziert. Seit 2009 Blogger und seit September 2011 Betreiber dieses Blogs. Kommentare zu meinen Artikeln sind immer gerne gesehen und wer Fragen hat, erreicht mich am besten per E-Mail

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