|
(Photo © Auto-Medienportal.Net/Dennis Gauert) |
Seit Beginn der ersten Toledo-Baureihe
wissen Seat-Kunden, was sie erwarten dürfen: eine alltagstaugliche
Limousine ohne große Schnörkel. Außer bei der Baureihe ab 2004 hat Seat
dieses Prinzip durchgehalten und damit jedes Mal eine Limousine
angeboten, die zwar nicht durch expressives Design, jedoch aber durch
praktischen Nutzen auffiel. So auch bei der neuesten Entwicklung der
Spanier – einem Toledo auf Basis des Skoda Rapid.
Wir testeten den
Toledo Style 1.2 TSI (77 kW / 105 PS) im Alltag und versuchten den
Rotstift anzusetzen.
Das spanische Feuer brennt im neuen Toledo
nicht gerade. Optisch kommt er auf 4,48 Metern Länge seriös bis bieder
daher und übernimmt den grimmigen Blick der aktuellen Jünglinge des
VW-Konzerns. Die Scheinwerfer – wenn auch keine Xenon-Brenner – sind in
geschwungene Kammern aufgeteilt, wie man es aktuell von Audi kennt.
Überhaupt ist das Modell auf Rapid-Basis ein Abkömmling der derzeitigen
Limousinen des Konzerns. So können in die Seitenlinie wahlweise auch VW
Jetta, VW Passat oder Audi A4 interpretiert werden. Mit
16-Zoll-Leichtmetallfelgen steht die Style-Serie überdies schlanken
Fußes auf dem Asphalt. Beim Vorbeifahren fiel der Toledo bei einigen
Autofahrern und Passanten auf. Interessierte, wenn auch nicht
euphorische Blicke erntet die Limousine also durchaus.
|
(Photo © Auto-Medienportal.Net/Dennis Gauert) |
Im
Innenraum findet sich eine grau-schwarze Plastiklandschaft, die weder
besonders kratzfest, noch schön anzufassen ist. Glücklicherweise sind
die wichtigen Teile echte Handschmeichler. Das kleine mit Leder bezogene
Lenkrad liegt gut in der Hand und haucht dem eigentlich biederen Toledo
eine Sportlichkeit ein, die im ersten Moment überrascht. Ebenso gut
fühlt sich der mit Leder bezogene Schaltknauf an, durch den die Gänge
präzise eingelegt werden. Alle Instrumente sind durch weiß-rote
Beleuchtung gut ablesbar. Das Ambiente ist dank getönter Heckscheiben
etwas dunkel aber angenehm. Die Übersicht nach hinten ist kaum bis gar
nicht gegeben. Nur gut, dass Seat einen Abstandswarner mit ins Paket
gelegt hat, das jedem das rückwärtige Einparken ermöglicht.
Das
Bedienteil der Klimatronik ist klar gegliedert und bedarf keiner
weiteren Erklärung – ähnlich verhält es sich beim Seat Sound-System 1.3
mit Navigation und den Peripherie-Anschlüssen AUX und USB. Die
Kombination aus Touchscreen und Tastensteuerung ist man bereits vom
VW-Konzern gewohnt. Selbst wenn nicht: Die Bedienung ist kinderleicht
und macht das Leben mit dem Spanier unkompliziert. Einzig die
Sprachansagen hätten einer Überarbeitung bedurft. Die unmotivierte
Frauenstimme verleitet zum Sekundenschlaf.
|
(Photo © Auto-Medienportal.Net/Dennis Gauert) |
Ähnlich
Einschläferndes traut man vor Fahrtantritt möglicherweise auch dem
1.2-Liter-Turbobenziner zu, der mit einer Leistung von 77 kW / 105 PS
nicht gerade einen Galopp erwarten lässt. Leise vor sich hin surrend
wartet er im Standgas auf Gasstöße, die ihn zum etwas rauhen aber
durchaus kräftigen Begleiter erwachen lassen. Ab 2000 Umdrehungen pro
Minute (U/min) geht bei dem kleinen Motor tatsächlich die Post ab. In
gut zehn Sekunden schiebt der Seat Toledo damit auf Tempo 100.
Überholvorgänge auf der Landstraße können ebenso gemeistert werden, wie
das sparsame Dahingleiten im sechsten Gang, das sich ab 60 km/h
realisieren lässt. Die Start-Stopp-Automatik tut ihr Übriges, um den
Verbrauch in überschaubaren Grenzen zu halten – ebenso wie die
Geschwindigkeitsregelanlage. So sind bei Überlandfahrten unter 6 Litern
möglich, in der Stadt werden es bei zügiger Fahrt und vielen roten
Ampeln aber gerne auch knappe 9 Liter.
Das Fahrwerk des Toledo
war eine kleine Überraschung. Passend zum sportlichen Lenkrad lässt sich
der Toledo wie auf Schienen bewegen, wenn auch mit einem leichten Hang
zum Untersteuern. Der Seitenhalt der nicht sehr ansehnlichen Stoffsitze
wird in Kurven jedoch stark ausgehebelt. Der Komfort leidet
klassenüblich unter dem straffen Fahrwerk. So kommen kleine Stöße
weitgehend ungefiltert im Innenraum an, wo sie dank guter Isolierung
zwar akustisch keine richtige Bühne finden aber vom Fahrer durchaus
wahrgenommen werden. Weil andere das auch nicht besser können, muss man
hier die schützende Hand über den Spanier legen und als Ablenkung auf
die griffigen Bremsen verweisen, die bei der Style-Ausstattung durch den
hydraulischen Bremsassistenten (HBA) unterstützt werden.
|
(Photo © Auto-Medienportal.Net/Dennis Gauert) |
Praktisch,
klar und wenig aufregend – so könnte man den Toledo beschreiben. Er
bietet das, was man von einem modernen Fahrzeug erwartet, kommt über die
Anforderungen aber auch nur punktuell hinaus. So wartet er mit
praktischen Ablagefächern und Getränkehaltern an sinnvollen Stellen –
wie etwa der hinteren Mittelarmlehne – auf. Auf den vorderen Plätzen
streiten sich groß Gewachsene aufgrund der geringen Fahrzeugbreite von
1,70 m um die Mittelarmlehne. Der Sitzkomfort in der Loge ist hingegen
sehr gut. Eine Beinfreiheit wie die im Toledo erwartet man gemeinhin
nicht von einer kompakten Limousine. Ebenso gut sind das
Kofferraumvolumen von 550 Litern und die niedrige Ladekante. Die Sitze
können geteilt umgeklappt werden, ermöglichen aber leider keine ebene
Ladefläche bei den großzügigen 1490 Litern. Für den Familienurlaub oder
kleinere Möbeltransporte ist der Spanier aber bestens geeignet und
erfüllt damit seinen Zweck als alltagstaugliche Kompaktlimousine auf
allen Ebenen. (ampnet/deg)
Daten Seat Toledo 1.2 TSI Style
Länge x Breite x Höhe (m): 4,48 x 1,70 x 1,46
Motor: Vierzylinder, Turbo, 1197 ccm
Leistung: 77 kW / 105 PS bei 5000 U/min
Max. Drehmoment: 175 Nm bei 1550 - 4100 U/min
Verbrauch (nach EU-Norm): 5,0 Liter
CO2-Emissionen: 116 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,3 Sekunden
Leergewicht / Zuladung: 1175 kg / 460 kg
Kofferraumvolumen: 550 - 1490 Liter
Bereifung: 215/45 R16
Preis: ab 19 520 Euro
Bildergalerie
(Photo(s) © Auto-Medienportal.Net/Dennis Gauert)
Post A Comment: