Diesmal waren wir mit dem neuen Volkswagen Golf GTI Performance unterwegs. - Foto: MyAuto24
Wer an sportliche Kompakte denkt, dem kommt als erstes sicher der VW Golf GTI in den Sinn. Der GTI ist Mythos, Lichtgestalt, Trendsetter und Wörthersee-Gott in einem. Darüber hinaus verfügt er über ein Image und einen Bekanntheitsgrad von dem andere Hersteller nur träumen können. Was die Faszination GTI ausmacht konnte ich an diesem Wochenende selbst erfahren. Meinen kleinen Fahrbericht zum neuen VW Golf GTI mit Performance-Paket lest ihr hier.

Wie der Golf ein Golf ist, so ist der GTI ein GTI. Denkste, denn in der neuesten Generation haben sich die Volkswagen-Ingenieure beim GTI etwas ganz besonderes einfallen lassen. Sie setzen auf den normalen GTI mit 220 PS sozusagen das Sahnehäubchen oben drauf und so wird aus dem GTI der GTI Performance. Der hat zwar nur zehn PS mehr, aber dafür an der Vorderachse ein echtes, elektronisches Sperrdifferenzial, das eben nicht mit Bremseneingriff arbeitet. Mehr als die Zusatz-PS und das höhere Drehmoment macht dieses Sperrdifferenzial den Unterschied.

Den Grenzbereich konnte ich zwar leider nicht ausloten, da vor meiner Haustüre leider keine Rennstrecke ist, dafür aber eine kurvenreiche Landstraße wo der Golf GTI Performance aber dennoch zeigte, zu welchen Fahrleistungen und vor allem zu welchen Leistungen diese elektronisch geregelte Vorderachs-Differenzialsperre im Stande ist. Wer die Kurve langsamer als üblich angeht, kann schon vor deren Scheitelpunkt voll aufs Gas und erlebt dann, wie das Differenzial zupackt und der GTI sauber und mit voller Kraft durch die Kurve zieht. Der GTI bleibt in dieser Situation stabil und der Fahrer nimmt dankbar das Angebot an, die Lenkung bei Vollgas öffnen zu können. Das Ergebnis sind dabei große Augen und weit nach oben gezogene Mundwinkel. Letztere sind aber nicht nur gänzlich dem Sperrdifferenzial sondern auch dem 2-Liter-Vierzylinder-Triebwerk mit Tuboaufladung geschuldet, denn drückt man den Pinsel gen Richtung Bodenblech so revanchiert sich der GTI in dem er die Insassen richtig fest in die gut anliegenden Sportsitze drückt.
Mein Testwagen war in rot Matt foliert und rollte auf schwarzen und sehr stylischen OZ-Leichtmetallrädern. - Foto: MyAuto24
Natürlich wird man im normalen Alltag nur äußerst selten solche Situationen erleben, wie ich sie hier beschrieben hatte, weshalb man jetzt natürlich argumentieren könnte, warum überhaupt den Mehrpreis gegenüber den normalen GTI bezahlen? Wer sich genau das fragt oder wer sich unsicher ist welcher GTI denn nun der richtige für mich ist, dem sei gesagt, dass dieses Sperrdifferenzial auch im Alltag seine deutlichen Vorteile hat. Es reduziert das Untersteuern gegen Null, verhindert das spontane Eindrehen der Räder und sorgt für ein sicheres Beschleunigen aus der Kurve heraus. Im Prinzip schafft das auch das XDS+-System, in dem es die Kurvenwilligkeit mit Bremseneingriff erhöht und das kurveninnere Rad bei Schlupf einbremst. Aber es bremst eben, und das Erlebnis ist ein anderes. Der Performance-GTI geht die Kurve spontan und agil an wie ein Hecktriebler. Durch die Kurve zieht er dann aber wiederum wie auf Schienen oder wie ein Allradler.

Die neue Sperre ist das Sahnehäubchen auf dem sowieso vorbildlich dynamisch ausgelegten Fahrwerk des GTI. Wer den Mehrpreis – zwischen dem GTI und dem GTI Performance liegen 1175 Euro – dennoch nicht hinnehmen will, der muss nicht enttäuscht sein. Auch dieser GTI ist ein GTI mit all den typischen Eigenschaften, die man ihm zuschreibt und noch ein paar mehr. Denn der Neue hat auch einen Fahrmodus-Taster auf dem Mitteltunnel, der nicht nur das adaptive Fahrwerk, sondern auch das Getriebe steuert. Wer den Knopf drückt, findet auf dem Touchscreen zur Auswahl „Normal“, „Sport“, „Eco“ und sogar einen „Comfort“-Modus für den Alltag auf der Langstrecke. Er kann dort aber auch seine persönliche Einstellung abspeichern.

Ich war während meiner Testfahrt hauptsächlich im  „Sport“-Modus unterwegs. In dieser Fahrprofilauswahl wird das Fahrwerk straffer eingestellt, der Motor dreht die Gänge bis in den roten Bereich aus, die Lenkung wird direkter und das Ansprechverhalten des Motors reagiert noch schneller. Zudem kommt in diesem Modus das "ploppen" der Abgasanlage noch intensiver rüber. Die Symphonie die die zwei Endrohre dabei spielten könnte ich mir den ganzen Tag anhören - einfach ein Gedicht.
Wer ihn unterschätzt dürfte ihn nur aus dieser Perspektive zu sehen bekommen. - Foto: MyAuto24
Wer in diesem Modus unterwegs ist, der will natürlich sportlich unterwegs sein und herausfinden was denn so alles mit dem strammen Wolfsburger möglich ist. Effizienz wird hier gänzlich ausgeblendet und nur nach absoluter Performance gestrebt. Die 230 PS und die 350 Nm Drehmoment stehen hier vollstes zur Verfügung und sorgen dafür, dass bereits nach 6,4 Sekunden 100 km/h erreicht sind. Bleibt man danach weiter voll auf dem Gaspedal stehen, wird dieser bis zu 250 km/h schnell. Natürlich darf man sich in diesem Modus dann auch nicht wundern, wenn man seinen Tankwert öfters sieht als einem lieb ist. Unter Volllast genehmigte sich mein Testwagen knapp 11 Liter. Für mich aber dennoch ein sehr respektabler Wert, denn geschont hatte ich ihn zumindest auf der Hinfahrt nicht wirklich. Auf der Fahrt zurück zum Händler wollte ich dann aber doch wissen wie effizient denn 230 PS sein können: also Eco-Modus rein und gemütlich im Verkehr mit geschwommen. Schnell ging der Verbrauch dabei auch runter. Bei 80 km/h zeigte er mir um die 5 Liter an. Auch im dichten Berliner Stadtverkehr genehmigte er sich nicht mehr als sieben Liter, so dass am Ende meiner Testfahrt ein Durchschnittsverbrauch von 7,8 Liter angezeigt wurde. In der Stadt ist mir dabei auch noch das sehr gut arbeitende Start-Stopp-System aufgefallen, dass wie das DSG-Getriebe herrlich perfekt und fast unmerklich seinen Dienst verrichtete. Fast aber eben nun, weil es für meinen Geschmack auf den ersten Metern die Gänge etwas zu weit ausdreht, danach wird es zum Helfer im Hintergrund.

Auch wenn ich immer ein großer Fan des manuellen Schaltgetriebe war, würde ich die Kombi (GTI und DSG) doch fast bevorzugen. Gerade im Stadtverkehr spielt dieses System seine Vorteile aus und sorgt dafür, dass man sehr komfortabel von A nach B kommt. Darüber hinaus kann man hier auch die Sicherheitskarte spielen, denn dank des Doppelkupplungsgetriebe können die Hände dort gelassen werden wo sie hingehören - an das Lenkrad.
Blick in den Innenraum. - Foto: MyAuto24
Apropos Lenkrad - womit wir beim Innenraum wären. Das unten abgeflachte Multifunktions-Lederlenkrad ist griffig und liegt super in der Hand. Die verwendeten Materialien sind über jeden Zweifel erhaben und fühlen sich auch so an. Die Sportsitze mit dem legendären Karomuster bieten hervorragenden Seitenhalt und die Dekoreinlagen passen farblich perfekt zum sportlichen Ambiente. Mein Testwagen verfügte zudem über eine sehr reichhaltige Sonderausstattung. Unter anderem hatte er das komplette Assistenzprogramm wie Toter-Winkel-Warner, Spurhalteassistent, Abstandsregelassistent oder den Park-Lenk-Assistenten mit an Bord. Alle diese Assistenten arbeiten ohne Fehl und Tadel, wobei ich allerdings auf letzteren verzichten könnte, da ich ohne diesen doch schneller den Wagen in die Parklücke steuern könnte - ein nettes Gimmik ist es aber allemal. Neben dem Assistenzprogramm war auch das große Navigationssystem mit an Bord. Die Auflösung gefiel mir sehr gut und auch das auf den Bildschirm projizierte Bild der Rückfahrkamera war sehr scharf und auch bei Dunkelheit gut zu erkennen, allerdings lässt sich VW dieses Infotainmant-System mit gut 3000 Euro auch sehr teuer bezahlen. Ebenfalls mit an Bord gewesen: das DYNAUDIO Excite Soundsystem. Dieses System bieten Hörgenuss der Extraklasse und ist wirklich jeden einzelnen Cent wert. Das System stimmt die persönliche Lieblingsmusik fein ab und überträgt sie auf acht verzerrungsarme DYNAUDIO Lautsprecher und einen mächtigen Subwoofer - für ein Klangerlebnis, als habe sich der GTI plötzlich in einen Konzertsaal verwandelt.

Mein Testwagen verzückte mich aber nicht nur durch sehr sprotliche wie auch effiziente Fahrleistungen und einen sehr stimmigen Innenraum, sondern wusste auch von außen zu überzeugen. Das Autohaus hatte ihn mit einer matt roten Folierung überzogen, die mit den schwarzen OZ-Leichtmetallfelgen natürlich sofort sämtliche Blicke auf sich zog. Die Front war geprägt von dem bereits bekannten roten Keder der als Linie über die volle Breite, sogar durch die Schweinwerfer, verläuft. Die rot lackierte Bremssättel der Performance-Variante unterstreichen das GTI-Äußere ebenso wie die ausgestellten Radhäuser und die eine neue Gestaltung des Gesichts. Die großen, weit außen sitzenden senkrechten Leuchten neben dem großen Grill mit dem zurzeit angebrachten Rautendesign strahlen zwischen vier Finnen, wie man sie von den hinteren Kiemen des Ferrari Testarossa kennt. Hinten übernehmen die beiden außensitzenden Endrohre der Auspuffanlage in einem schwarzen Diffusorelement die Aufgabe, Breite zu zeigen. Insgesamt hebt sich der neue GTI mehr noch als seine Vorgänger vom Standard-Golf ab.

Der Allrounder startet bei 29.225 Euro (3-Türer). Wer das Performance-Paket ordert, das neben 10 PS auch 17-Zöller und das Kürzel „GTI“ auf den roten Bremssätteln beisteuert, ist mit mindestens 30.400 Euro dabei. Wenn er dann auch noch so aussehen soll wie mein Testwagen müssen nochmals mehr als 10.000 Euro auf den Tisch gelegt werden. Dafür erhält man dann aber auch einen Kompaktsportler der keine Wünsche offen lässt.

Fazit

Der Golf GTI ist auch in der siebten Generation ein waschechter Allrounder. Wenns drauf ankommt sauschnell, oder wenn man möchte auch sehr verbrauchsarm. Darüber hinaus punktet der schnelle Wolfsburger durch eine vorbildliche Alltagtauglichkeit, einer erstklassigen Verarbeitung und einem unerreichten Image. Im Golf GTI kann sich damit jeder sehen lassen. Ganz egal ob BWL-Student, Anwalt oder Hipster – jeder macht im GTI gute Figur. Voraussetzung ist natürlich ein ordentlich  gefülltes Portmonee.

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Daniel L

Daniel L

Seit dem Kleinkindalter vom Automobil- und Motorsport-Virus infiziert. Seit 2009 Blogger und seit September 2011 Betreiber dieses Blogs. Kommentare zu meinen Artikeln sind immer gerne gesehen und wer Fragen hat, erreicht mich am besten per E-Mail

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