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Porsche ist der Sieger des 24-Studen-Rennen von Le Mans 2016 und Toyota der tragische Held. |
Die 84. Auflage des 24-Stunden-Rennen von Le Mans hat schon jetzt ein Eintrag im Geschichtsbuch sicher, denn nur selten zuvor war der Zieleinlauf so dramatisch wie in diesem Jahr. Doch von Anfang an: Wir schreiben Samstag, den 18. Juni 2016. Es ist 14:59 Uhr und am Himmel sind nicht nur dicke Regenwolken zu sehen, sondern auch eine französische Kunstflugstaffel, die die französische Tricolore in die Luft malt. Auf dem Startturm steht Hollywoodstar und
Motorsport-Enthusiast Brad Pitt mit der schwarz-weiß karierten Flagge in
der Hand und wartet auf das Starterfeld. Mit einem Brummeln nähert sich
das Feld der Ford-Schikane vor Start und Ziel – hinter dem Safety Car.
Denn auch im Jahr 2016 bestätigt sich das Motto dieses Rennens: Es
regnet immer in Le Mans. Erst rund 30 Minuten später fährt das Safety
Car von der Strecke und unter dem Jubel der 260 000 Zuschauer beginnt
die Hatz.
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Porsche reiste mit inem Ziel zum legendären Klassiker an der Sarthe: Mission Titelverteidigung. - Foto: Porsche |
Die 24 Stunden von Le Mans gehören zu den prestigeträchtigsten
Automobilrennen der Welt und warfen 2016 bereits im Vorfeld ihren
Schatten voraus. Das Duell Porsche gegen Audi schreibt am 18. und 19.
Juni auf dem Circuit de la Sarthe sein drittes Kapitel. Auf der einen
Seite steht der Mythos Porsche: 17 Gesamtsiege, legendäre Rennfahrzeuge
wie der 917 und der 962. Auf der anderen Seite „Vorsprung durch
Technik“: Audi siegte in 13 der zurückliegenden 16 Rennen in Le Mans. Im
direkten Vergleich der vergangenen zwei Auflagen stand es zwischen
beiden Konzerntöchtern 1:1. Nachdem sich Porsche bei seiner Rückkehr im
Jahr 2014 knapp geschlagen geben musste, feierten die Zuffenhausener im
vergangenen Jahr nach einem fehlerfreien Rennen einen Doppeltriumph.
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Auch Toyota hatte es auf den wohl prestigeträchtigsten Wanderpokal abgesehen und bis vor Schluss auch mehr als nur eine Hand an eben diesen. - Foto: Toyota |
Und auch Toyota reiste mit viel Selbstbewusstsein an. Der japanische
Hersteller entwickelt seine Prototypen TS050 Hybrid vor den Toren Kölns.
Einst wurden dort die Boliden für die Formel1 aufgebaut. Jetzt steht
alles im Zeichen der Langstreckenrennen und demnächst auch der Rallye
Weltmeisterschaft. Für Le Mans setzte Toyota auf ein Konzept mit weniger
Abtrieb. Soll heißen: Auf der Geraden gibt es mehr Speed, in den Kurven
müssen die Piloten vorsichtig agieren. Wie sich im Rennen herausstellen
sollte, ein weiser Entschluss, denn die Toyota waren mit bis zu 345
km/h Spitze die schnellsten Autos im Feld – noch vor Porsche und Audi,
die beide auf ein anderes Aerodynamik-Konzept gesetzt hatten. Dennoch
entwickelte sich über die gesamte Distanz ein heißer Kampf um die
Spitze.
Porsches Mission für die nunmehr 85. Austragung des 24-Stundenklassikers
hieß: T. „Titelverteidigung“. Der Schlüssel hierfür ist der konsequent
weiterentwickelte Porsche 919 Hybrid. Die dritte Evolutionsstufe des
Autos wurde in der Winterpause komplett überarbeitet. „Aerodynamik,
Fahrwerkskomponenten, Antriebssysteme – wir haben auf der Basis des
Weltmeisterautos der vergangenen Saison alle Performancebereiche
optimiert und natürlich auch an der Zuverlässigkeit gearbeitet“, sagt
Porsche-LMP-1 Chef Fritz Enzinger. Im Fokus der technischen
Weiterentwicklung standen dabei insbesondere der komplexe Hybridantrieb
mit der Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor, sowie
Batteriespeichertechnik.
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Audi konnte in diesem Jahr nicht den Speed der beiden Mitbewerber mitgehen. - Foto: Audi |
Dreh- und Angelpunkt des Technikreglements für die WEC-Topklasse LMP1
(Le Mans Prototypen der Klasse 1) ist das Ziel, Hybrid- und
Elektroantriebs-Innovationen zu fördern und zu optimieren. Das gilt
selbstverständlich auch für den Hauptkonkurrenten von Porsche: Im
Gegensatz zu den Zuffenhausenern, die im Basisantrieb auf einen Benzin
befeuerten Zwei-Liter-Vierzylindermotor mit zwei gekoppelten
Rekuperationssystemen setzen, baut Audi in seinem R18 auf die
Dieseltechnik, dieses Jahr bereits zum zehnten Mal. Seine Kraft schöpft
dieser Ingolstädter aus einem Vier-Liter-Sechszylindermotor. „Wir
verwenden das prinzipielle Motorkonzept jetzt im sechsten Jahr in Folge.
Das zeigt, wie gut die Grundidee noch immer ist“, sagt Motorenchef
Ulrich Baretzky. Der neue R18 verfügt, neben einem leichteren Turbolader
mit verbessertem Wirkungsgrad, über ein geändertes Hybridsystem mit
Lithiumionen-Batterien statt eines Schwungmassenrades als
Energiespeicher. Aus den Erfahrungen des zurückliegenden Jahres setzt
Audi zudem auf ein neues Chassis. Das Aerodynamik-Konzept wurde komplett
umgekrempelt. Eine schmale, hohe Nase erinnert an die Formel1. Die
Rückspiegel wurden besser in das Auto integriert und auch die
Seitenkästen wurden weiter nach hinten gezogen.
Auch wenn die Thematik der Le Mans Prototypen kompliziert ist und viel
Technik zum Einsatz kommt, so dienen die Erfahrungen im Motorsport stets
auch der Serienentwicklung eines Automobilherstellers. Viele
Innovationen, die im Le Mans erstmals zum Einsatz kamen, wurden für die
Serie abgeleitet. Das betrifft die TFSI-Technik von Audi ebenso wie die
Lernkurve bei dem Ladedruck der TDI-Aggregate oder das Laserlight. Die
Themenfelder Werkstoffe, Leichtbau und Aerodynamik sind entscheidend für
einen Erfolg in Le Mans und die Serienentwicklung.
Bremsstaub, Duft von Kupplungen, brüllende Motoren und dumpfer Groll aus
den sechszylindrigen Porsche GT-Fahrzeugen der Baureihe 911, die
ebenfalls in ihrer eigenen Klasse antreten. Es ist die Kulisse und der
Klang, die aus Le Mans den Mythos machen und die Heroen der
Vergangenheit ehrt, die einst hier auf dem Circuit de la Sarthe um Titel
kämpften. Le Mans ist nicht einfach nur ein Rennen. Nein. Es ist mehr
als das. „Rennen fahren ist leben – die Zeit dazwischen ist bloß
warten“, sagte schon Steve McQueen im legendären Film-Klassiker „Le
Mans“ aus dem Jahr 1971.
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Auf den langen Geraden erreichte der Toyota Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 345 km/h. - Foto: Toyota |
Und so war es auch 2016. Audi, Porsche, Toyota – sie wechselten sich in
den ersten Stunden an der Spitze ab. Dann der erste Rückschlag für Audi:
Der Turbolader am R18 mit der Nummer sieben war Defekt. Resultat ein
längerer Boxenaufenthalt, um das Bauteil zu tauschen. Angesichts von
Temperaturen am Turbolader von mehr als 1000 Grad Celsius ein heikles
Unterfangen. Dennoch schafften die Mechaniker den Tausch in rund 20
Minuten. Allerdings waren Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit
Treluyer damit zunächst aus dem Kampf um die Spitze ausgeschieden. Im
weiteren Verlauf des Rennens kristallisierte sich zunehmend ein Duell
zwischen Toyota und Porsche heraus, da auch der zweite R18 weiter
zurückfiel.
Auf der lagen Hunaudieres-Geraden spielten die Toyota TS050 Hybrid
gnadenlos ihre Überlegenheit beim Top-Speed aus. Es kam also auf die
richtige Boxenstrategie an. Porsche zog alle Register, versuchte es mit
verschiedenen Taktikansätzen, langen Stints und zu guter Letzt mit einem
sogenannten „Splash and Dash“. Das ist ein kurzer Boxenstop zum Tanken,
aber ohne Reifen- und Fahrerwechsel. Es reichte jedoch nicht, den
Toyota mit der Nummer fünf noch einzuholen.
Doch dann zeigten die 24 Stunden von Le Mans einmal mehr ihr fieses
Gesicht. Nur noch sechs Minuten bis zum Ziel für den japanischen LMP1,
knapp eine Minute Vorsprung. Ein bequemes Polster, um dem Sieg entgegen
zu fahren. Da verlor der Toyota plötzlich Leistung. Die Startnummer fünf
konnte kein Tempo mehr machen, humpelte mit 140 km/h die Hunaudieres
Geraden hinunter. Von hinten flog Neel Jani im Porsche 919 Hybrid heran,
überholte den Toyota und fuhr zum Sieg bei der 84. Auflage von Le Mans.
Audi erreichte mit seinem zweiten LMP1 (Lucas di Grassi, Loic Duval,
Olivier Jarvis) Rang drei. So bitter es für die Japaner 2016 an der
Sarthe war. Immerhin erreichten sie mit ihrem zweiten Auto mit der
Startnummer sechs Rang Zwei. 2017 wird nach diesem Rennverlauf
jedenfalls Spannung versprechen, wenn aus dem Zwei- ein Dreikampf auf
Augenhöhe wird. (ampnet/tw)
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