Der CLA ist ein kleiner CLS – gleichsam mit vier Türen. Der CLS ist
das Master-Coupé von Mercedes. Und wegen seiner besonderen Form hat es
sowas wie Kultstatus. Jetzt versucht man den Karosserie-Schwung in die
kompakte Mittelklasse zu übertragen: Mit einem Ableger der neuen
A-Klasse, mit der die Schwaben eine friedliche Revolution ausgelöst
haben. Dass die Plattform die selbe ist, sieht man dem athletischen CLA
am ehesten am Kühlergrill und dem langen Überhang vorne an.
Im Inneren tendiert die Ähnlichkeit trotz mutigerer Stoffe gegen 100
Prozent – abgesehen davon, dass hinten Sitzende noch weniger
Kopffreiheit haben, weil das abfallende Dach seinen Tribut fordert.
In der ersten Reihe lässt es sich aushalten. Das Platzangebot vorne ist
für meinen Geschmack sehr gut. Dort dürfte sich niemand nach einer C-
oder E-Klasse sehnen. Ich fühlte mich nicht eingeengt sondern eher
mittendrin im geschehen. Dieser Eindruck wird durch die tiefe sportliche
Sitzposition und die relativ hohe Gürtellinie vermittelt. So fühlt sich
der Fahrer sehr gut ins Auto integriert. Gut gelöst wurde auch die
Konturierung der vorderen, als Integralsitze ausgeführten Sportsessel
(Extra), deren Flanken ordentlichen Seitenhalt bieten, ohne beim
Einstieg übertrieben sperrig zu sein. Nachdem ich vorne Platz genommen
hatte wollte ich natürlich wissen, wie es um den Platz in der zweiten
Reihe bestellt ist. Nachdem mein Kopf beim entern dieser zunächst mit
der C-Säule Kontakt aufnahm, folgte doch schnell die Ernüchterung. Ich
bin mit meinen 196cm sicher nicht die Norm aber zumuten sollte man
Erwachsenen den Platz in der zweiten Reihe allenfalls auf Kurzstrecken.
Denn auch bei normal großen Erwachsenen werden die Knien sofort Kontakt
zu den Sitzen aufnehmen und der Kopf mit der eleganten Dachform.
Die Sportsitze machen optisch schon eine Menge her, doch halten diese auch, was die Optik verspricht?
Den Seitenhalt den die Sitze bieten, empfand ich als ausgezeichnet.
Auch waren sie sehr bequem, absolut Langstrecken tauglich doch die
Sitzfläche für die Unterschenkel war mir ein wenig zu kurz!
Ist das Kofferraumvolumen in der A-Klasse mit 341 Liter alles andere als
berauschend, so schlägt hier die Stunde des CLA. Der CLA schluckt über
100 Liter mehr als sein Steilheckbruder. In nüchternen Zahlen
ausgedrückt sprechen wir hier von 470 Liter. Damit sollten Liebespaare,
die eine Wochenend-Tour planen, locker auskommen. Die Ladeluke könnte
allerdings für meinen Geschmack etwas größer ausfallen.
Der Mercedes CLA ist zweifellos ein sehr elegantes und schönes Auto.
Doch das die schicke Silhouette nicht immer von Vorteil ist, wird
spätestens beim Blick nach schräg hinten bewusst. Der Fahrer sieht dort
eigentlich gar nichts. Hier muss der CLA seinem geringsten
Luftwiederstand aller Serienfahrzeuge und der passiven Crash-Sicherheit
Tribut zollen. Der Einsatz der Rückfahrkamera erweist sich daher in der
Praxis als sehr nützliches, und ich würde sogar soweit gehen und
behaupten als fast unverzichtbares, Helferlein. Doch wie sagt man so
schön: Wer schön sein will...
Unter der Motorhaube des schicken Schwaben werkelt ein laufruhiger und
durchzugsstarker 1,6-Liter großer Benziner, der 156 PS und 250 Nm bei
1.250-4.000 U/min leistet. Damit soll der 1.430 Kilogramm schwere CLA in
8,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt
Mercedes mit 230 km/h an. Doch wer Platz im CLA nimmt, der möchte vor
allem dahin gleiten dafür sorgt unter anderem der cw-Wert von 0,22 an
dem Mercedes Wochenlang im Windkanal gewerkelt hat. Dieser beschränkt
die Windgeräusche auf ein Minimum und mitbekommen tut man im Mercedes
CLA von dem üblichen Rauschen nahezu gar nichts mehr mit. Das ist nicht
nur sehr angenehm sondern hilft auch beim Sprit sparen, denn die Motoren
benötigen weniger Kraft, um den Wagen durch den Wind zu treiben.
Das an den Motor gekoppelte Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
verrichtet seinen Dienst so unspektakulär, das man erst wirklich beim
Blick auf das Fahrerinformationssystem weiß, in welchem Gang man sich
gerade befindet. Im Eco-Modus benötigt dieses allerdings nach dem
Kickdown eine Gedenksekunde bis er in das optimale Drehzahlband runter
schaltet. Möchte man zum Beispiel mal schnell überholen empfiehlt es
sich in den M- oder S-Modus zu wechseln. Besonders im M-Modus kann der
Spaßfaktor durch die hinter dem Volant angebrachten Schaltpaddels
nochmals gesteigert werden und außerdem kann man hier selbst entscheiden
wann man Schalten möchte. Sportlich ambitionierte Fahrer werden wohl
diese beiden Fahrmodi bevorzugen. Wer allerdings stressfrei und
ökologisch dahin gleiten möchte, der wählt den besagten Eco-Modus. In
diesem Modus kann man auch am ehesten die vom Hersteller gemachten
Verbrauchsangaben erreichen. Mercedes gibt diesen mit 5,4 Liter auf 100
km an. Nach Meiner Testfahrt zeigte mir der Bordcomputer allerdings gute
4 Liter mehr an. Dies ist aber der etwa 30 Kilometer langen Vollgassatz
auf der BAB geschuldet. Dennoch war ich mit dem Wert von unter 9 Liter
doch sehr zufrieden.
Der CLA ist eine Sänfte vor dem Herren. Ich bin noch nie einen solch
komfortablen Wagen gefahren wie diesen. Der CLA schwingt weich über
Bodenwellen und Querfugen - dank des serienmäßigen Komfortfahrwerks. Es
bedarf wirklich schon sehr massiven Fahrbahnunebenheiten, bis diese
durch Mark und Bein gehen. Da ist dann die kleine Limousine plötzlich
wieder ein großer Mercedes und wahrt jene Contenance, die auch E- oder
S-Klasse-Fahrer schätzen.
Dank seiner direkten und leichtgängigen Lenkung gepaart mit dem
sportlichen und sehr griffigen Lederlenkrad macht der kleine Schwabe
besonders auf kurvigen Landstraßen viel Spaß. Hierbei zeigt der CLA aber
ein typisches Verhalten von Fronttrieblern, er schiebt gern über die
Vorderräder ist aber zu keinem Zeitpunkt grenzwertig und somit gut
kontrollierbar. Bleibt das ESP aktiviert wird das zu schnelle einfahren
in Kurven vom sehr gut arbeitenden Stabilitätsprogramm elektronisch ausgebessert.
Wie bereits weiter oben erwähnt geht es im CLA sehr ruhig und gelassen
zu. Dank seines Strömungswiderstandskoeffizient von 0,22 braucht es
schon Geschwindigkeiten von jenseits der 100 km/h bis man von dem
üblichen Rauschen überhaupt Kenntnis nimmt. Ich könnte mir darüber
hinaus auch gut vorstellen, das ein Diesel im CLA schnell als Störquelle
ausgemacht werden könnte.
Fazit
Der Mercedes CLA bringt neuen Schwung in die Kompaktklasse. Auf Grund
seines eigenständigen Designs sind bis auf weiteres Verwechslungen
ausgeschlossen. Ob die Kombination aus Jugendlichkeit und Luxus auch
wirklich eine jüngere Käuferschicht anlockt, wird die Zeit zeigen. Für
den Schwaben sprechen vor allem seine gute Verarbeitung, der große
Kofferraum und der geringe Durst. Hingegen könnte die angepeilte
Käuferschicht der hohe Einstiegspreis und der recht knapp bemessene
Platz im Fond abschrecken. Oder um es auf den Punkt zu bringen, die
Marke lockt die Manager von morgen, die sich heute noch keinen Mercedes
der Oberklasse leisten können.
Seit dem Kleinkindalter vom Automobil- und Motorsport-Virus infiziert. Seit 2009 Blogger und seit September 2011 Betreiber dieses Blogs. Kommentare zu meinen Artikeln sind immer gerne gesehen und wer Fragen hat, erreicht mich am besten per E-Mail
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