Das ist Stelvio: Alfa Romeos erstes SUV.
Wenn man bei Alfa Romeo auf etwas überhaupt nicht abfährt, dann ist es Understatement. Vielmehr lieben die Italiener den ganz großen Auftritt. So war es in der Vergangenheit und so war es auch jetzt auf der Los Angeles Auto Show, wo etwas ganz großes präsentiert werden sollte. Und ja, die Italiener haben Wort gehalten und in der Tat etwas ganz großes Namens Stelvio vorgestellt. Hinter dem Stelvio verbirgt sich Alfa Romeos erstes SUV, dass die Marke zu ganz neuen Umsatzufern steuern soll. Und als ob das ganze noch nicht spektakulär genug wäre, stellt Alfa gleich die Top-Version Quadrifoglio an der Westküste der Vereinigten Staaten aus. Der italienische Pulsbeschleuniger bringt es - wie in der Giulia, mit der er sich auch die Plattform teilt - auf wahnwitzige 510 PS, damit dürfen sich die deutschen Platzhirsche schon einmal warm anziehen.

Eine Dieselvariante ist hingegen in den USA nicht zu sehen und auch in der am gestrigen Abend veröffentlichten Pressemitteilung findet man dazu keine Informationen. Zum scheitern ist Alfas Strategie deswegen aber noch lange nicht, denn wie ja bekannt sein dürfte interessieren sich die Kunden im Mutterland der SUV nicht wirklich für Selbstzünder. Hier lebt man vielmehr nach der Devise: "big is beautiful" wenn gleich der turboaufgeladene Sechszylinder ein Schritt zurück ist.
Wie schon bei der Giulia lässt Alfa Romeo auch beim Stelvio vom Start weg das Top-Modell Quadrifogliomit 510 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von rund 280 km/h von der Leine. - Foto: Alfa Romeo
Das Alfa Romeo den Stelvio jetzt hier in L.A. vorstellt und nicht bereits vor wenigen Wochen in Paris enthüllte spricht dafür, wo man sich den größten Absatz erhofft. Und das der Stelvio ein Erfolg werden dürfte, und das nicht nur in den Vereinigten Staaten von Amerika, steht außer Frage. Wie die Giula überzeugt auch der Stelvio vom Start weg mit seinem leidenschaftlichen, italienischen Designern. Äußerlich erinnert das erste SUV in der 106-jährigen Firmengeschichte Alfa Romeos mehr an eine Mittelklasse-Limousine als einen hochbeinigen Sportwagen, mit dem man auch abseits asphaltierter Wege unterwegs sein kann.

Der Stelvio, der Name ist eine Hommage an den höchsten asphaltierten Pass in den italienischen Alpen, den zweithöchsten in ganz Europa - das Stilfser Joch, misst in der Länge 4,68 Meter, ist 1,65 Meter hoch und 2,16 Meter breit. Auch in der Seitenlinie wirkt das italienische SUV eher wie eine Mittelklasse-Limousine. Die Heckklappe fällt schräg ab. Ein Spoiler an der hinteren Dachkante optimiert die Aerodynamik des Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio - ein wichtiger Aspekt bei einem Fahrzeug mit so hoher Leistung.
Blick ins Interieur des Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio. - Foto: Alfa Romeo
Derselben sportlichen Ausrichtung folgt auch das klare, schnörkellose Innenraumdesign, welches so 1:1 aus der Giulia entnommen zu sein scheint. Die leicht gebogene Armaturentafel und alle Bedienelemente sind auf den Fahrer ausgerichtet und geben dem Cockpit die Anmutung eines maßgeschneiderten Anzugs. Das Lenkrad trägt die Einstellknöpfe für die elektronischen Fahrassistenzsysteme und den Startknopf für den Motor. Alle sicht- und greifbaren Oberflächen bestehen aus hochwertigen Materialien, darunter Kohlefaser, Holz und Hightech-Stoffe.

Apropos entnommen, das könnte im übrigen auch für das Herzstück des Stelvio Quadrifoglio gelten. Wie in der Giulia Quadrifoglio kommt auch hier der von Ferrrari-Ingenieuren mit entwickelte 510 PS starke Sechszylinder-Turbobenziner zum Einsatz. Der komplett aus Aluminium gefertigte Motor verfügt über 2,9 Liter Hubraum und entwickelt ein maximales Drehmoment 600 Nm. Die Kraft wird auch hier vom bekannten acht Stufen ZF-Automatikgetriebe in Vortrieb umgewandelt, was wiederum dafür sorgt, dass der schnittige Italiener in der Spitze bis zu 280 km/h schnell wird. Damit die schier unbändige Leistung dabei nicht in Schall und Rauch aufgeht, verfügt der Stelvio über eine perfekte Gewichtsverteilung von 50:50 Prozent, ein in Zusammenarbeit mit Magneti Marelli entwickeltes elektronisches Fahrwerksregelsystem (Chassis Domain Control CDC) sowie einen höchst intelligenten Allradantrieb, der die Leistung immer dort zu Verfügung stellt, wo sie gerade benötigt wird.

Der Allradantrieb Q4 des neuen Alfa Romeo Stelvio leitet Motorkraft an die Vorderachse über ein zusätzliches Differenzial sowie ein aktives Verteilergetriebe, das sehr hohe Drehmomente in Sekundenbruchteilen bewältigen kann. Extrem kurze Ansprechzeit und eine dynamische Kraftverteilung werden durch einen in das Verteilergetriebe integrierten Aktuator gewährleistet, der mit der Fahrdynamikregelung Alfa DNA Pro vernetzt ist.

Abhängig von Fahrzustand und Haftungsniveau jedes einzelnen Reifens verteilt Q4 das Motordrehmoment stufenlos zwischen Vorder- und Hinterachse. Das System verarbeitet Daten von Sensoren für Quer- und Längsbeschleunigung, Lenkeinschlag und Drehbewegung um die Fahrzeughochachse. Dadurch kann es bereits prophylaktisch auf durchdrehende Räder reagieren. Bei normalen Fahrbedingungen arbeitet Q4 im neuen Alfa Romeo Stelvio wie ein herkömmlicher Hinterradantrieb, 100 Prozent der Motorkraft werden an die Hinterachse übertragen. Erreichen die Hinterräder ihre Haftgrenze, wird in Sekundenbruchteilen das Ansprechverhalten des Verteilergetriebes geändert und bis zu 50 Prozent des Drehmoments zur Vorderachse umgeleitet. Dabei erlaubt das System einen Drehzahlunterschied zwischen Vorder- und Hinterachse von bis zu 2,5 Prozent. Auf diese Weise wird optimale Traktion und besonders hohe Richtungsstabilität in Kurven erreicht. Die Hinterachse des neuen Alfa Romeo Stelvio ist mit einem elektronisch gesteuerten Sperrdifferenzial ausgerüstet, das mit Hilfe einer Doppelkupplung das zur Verfügung stehende Drehmoment aktiv zwischen rechtem und linkem Rad aufteilt (Torque Vectoring). Im Gegensatz zu einem herkömmlichen elektronischen Fahrstabilitätssystem wird die Motorkraft bei niedriger Haftung der Reifen nicht reduziert. Fahrsicherheit und Fahrspaß bleiben dadurch auch in extremen Situationen ohne die drastischen Eingriffe eines herkömmlichen Fahrstabilitätsprogramms erhalten.

Auch noch ein paar Worte sollte man zum neu entwickelten elektronischen Fahrwerksregelsystem verlieren. Es leistet einen großen Dienst wird vom Fahrer aber, wenn überhaupt, nur minimal wahrgenommen. Das Chassis Domain Control (CDC) ist beim neuen Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio für die Koordination aller elektronischen Assistenzsysteme zuständig. Wenn man so möchte ist es das Gehirn des Fahrzeugs, welches alle wichtigen Komponenten wie die Fahrdynamikregelung Alfa  DNA Pro, den Allradantrieb Q4, das elektronisch gesteuerte Hinterachsdifferenzial (Torque Vectoring), das aktive Fahrwerk sowie das elektronische Fahrstabilitätsprogramm ESC überwacht. Anhand der Daten, die den jeweiligen Fahrzeugzustand erfassende Sensoren liefern, werden Chassis, Antriebsstrang, Fahrwerk, Bremsen, Servolenkung und Hinterachsdifferenzial in Sekundenbruchteilen so adaptiert, das kritische Situationen vermieden werden. Die Abstimmung von Alfa DNA Pro und CDC aufeinander in Echtzeit sorgt für stets optimales Fahrverhalten und uneingeschränkten Fahrspaß.

Das der uneingeschränkte Fahrspaß dabei nicht nur Marketinggeschwätz sondern durchaus wörtlich zu nehmen ist, wird bei der Performance des Hochleistungs-SUV bewusst. Der Stelvio ist nicht weniger als das schnellste Serien-SUV auf der Nürburgring Nordschleife. Mit einer Zeit von rund 7:54 Minuten lässt dieser selbst Kraftpakete wie den Macan Turbo hinter sich. Laut Alfa Romeo ist diese Fabelzeit das Resultat aus Leistung, Agilität und Bremsverhalten. Letztere ist beim Top-Modell natürlich ebenfalls größer ausgelegt als etwa beim Einstiegsmodell. Um genauer zu sein kommt hier mit dem integrierten Bremssystem (IBS) jenes System zum Einsatz, welches unlängst in der Giulia debütierte. Es vernetzt die Wirkungsweise der elektronischen Assistenzsysteme mit der mechanischen Bremskraftunterstützung. Die Folge sind überragend schnell ansprechende Bremsen ohne störendes ABS-Pulsieren und rekordverdächtig kurze Bremswege. Das Topmodell Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio ist darüber hinaus mit einem Bremssystem ausgerüstet, das aus Aluminium gefertigte Komponenten mit Scheiben aus Kohlefaser-Keramik-Verbundstoff kombiniert und so das Fahrzeuggewicht weiter senkt.

Wer über all diesen technischen Hokuspokus hinwegsehen bzw verzichten kann,  für all jene bietet Alfa Romeo zur Markteinführung im kommenden Jahr auch eine etwas zahmere Version an. Dabei handelt es sich um ebenfalls einen Benziner der über 2,0.Liter-Hubraum verfügt. Aus diesem Volumen kitzeln die Italiener 280 PS sowie ein maximales Drehmoment von 400 Nm.Preise wollte Alfa Romeo bislang noch nicht mitteilen, es wird aber vermutet, dass dieser preislich oberhalb der Giulia angesiedelt werden wird.

Video


Bildergalerie


Foto(s) © Alfa Romeo
Daniel L

Daniel L

Seit dem Kleinkindalter vom Automobil- und Motorsport-Virus infiziert. Seit 2009 Blogger und seit September 2011 Betreiber dieses Blogs. Kommentare zu meinen Artikeln sind immer gerne gesehen und wer Fragen hat, erreicht mich am besten per E-Mail

Post A Comment: