Borgward kehrt zurück. Auf der IAA 2015 in Frankfurt wird das Unternehmen sein erstes Modell seit der Wiederbelebung präsentieren. - Foto: Borgward |
Fest steht, dass Patriarch Borgward kurz vor Weihnachten 1960 bei Banken einen Kredit über 30 Millionen Mark beantragte, der in drei Monatsraten zu jeweils zehn Millionen Mark ausgezahlt werden und für den der Bremer Senat bürgen sollte. Einen Monat später zog dieser seine Bürgschaftserklärung über die letzten zehn Millionen DM der Kreditsumme wieder zurück, und die Banken gaben für Februar 1961 keine Gelder mehr frei. Danach ging es bergab: Vergleichsverfahren, Anschlusskonkurs, Verscherbelung des Betriebsvermögens. Viel später stellte sich heraus, dass die Insolvenz überhaupt nicht erforderlich gewesen wäre. Die Schulden bei den Gläubigern wurden ebenso restlos bezahlt wie die Kredite bei den Banken. Undurchsichtig ist und bleibt die Rolle, die der Bremer Senat bei der ganzen Tragödie spielte.
Erstmals nach 54 Jahren Abstinenz zeigte sich das Unternehmen im vergangenen Frühjahr wieder auf dem Genfer Automobilsalon - allerdings nur mit einem Oldtimer. Jetzt präsentierte Borgward-Enkel Christian ("Ich habe meinen Großvater leider nie persönlich kennengelernt") erste, freilich gut getarnte Fotos eines Geländewagens, der auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt Premiere feiern soll. Einzelheiten wurden zwar nicht genannt, doch steht zu vermuten, dass der SUV als Allradler neben Benzin- und Dieselmotor auch über einen Plug-in-Antrieb verfügen wird, den Borgward zusammen mit Foton entwickelte. Produziert werden soll ausschließlich in China, Konstruktion und Design bleiben in Deutschland. Statt wie einst in Bremen befindet sich die Zentrale des wiederbelebten Borgward-Unternehmens im Büroneubau City Gate an der Kriegsbergstraße in Stuttgart. Doch soll das Auto zunächst nur in China auf den Markt kommen, erst später auch in anderen Ländern.
"Ich bin überzeugt, dass Borgward seinen Platz auf dem internationalen Automobilmarkt zurückgewinnen wird", sagt Ulrich Walker, Ex-Daimler-Manager und jetzt Borgward-Vorstandsvorsitzender. Kritiker sehen das anders, was zunächst am Background der beiden Firmengründer Christian Borgward und Karlheinz Knöss liegen könnte. Borgward hat sich bislang lediglich als Getränkehändler in Wolfsburg profiliert, Knöss als gelernter Philologe nach nur zwei Jahren Tätigkeit in der Daimler-Pressearbeit als freier Medienberater.
Nichtsdestotrotz ist Borgward schon heute als möglicher Trikotsponsor des 1. FC Kaiserslautern im Gespräch. Doch ob sein SUV einmal die gleiche Auszeichnung bekommen wird wie einst der legendäre Borgward PT 100? Das letzte Exemplar, das nach der Pleite in Bremen von Band lief trug ein Schild auf der Nase mit der Inschrift: "Du warst zu gut für diese Welt." (ampnet/hrr)
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