Jeder kennt Christian von Koenigsegg aber nur die wenigsten seine starke Frau.- Foto: Di Weekend
Ein Zitat besagt: "Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, die ihn stützt." Dieses Zitat dürfte auch uneingeschränkt auf Christian von Koenigsegg zutreffen. Der Schwede hat sich mit seinem Projekt Koenigsegg in den vergangenen 20 Jahren zur festen Größe in der automobilen Supersportwagenwelt etabliert. Heute wird die kleine schwedische Manufaktur in einem Atemzug mit Ferrari, Bugatti Porsche und Co genannt, eine Tatsache die damals wohl keiner für möglich gehalten hätte und darüber hinaus ein Verdienst seiner Frau Halldora von Koenigsegg ist, die sich im Gegensatz zu vielen anderen mächtigen Familien weitestgehend aus dem öffentlichen Leben heraushält und sich stattdessen um die Familie und als Chief Operating Officer um die Firma kümmert, wie sie jetzt in einem Interview gegenüber Di Weekend verriet.

Christian von Koenigsegg war schon immer ein Tüftler


Christian und Halldora lernten sich bereits vor 25 Jahren in Brüssel kennen, wo Christian ein Austauschjahr machte. Damals war die Tochter isländischer Eltern gerade einmal 15 Jahre alt. Ihr Vater war Bodenleger und um seinen möglichen Schwiegervater zu beeindrucken, tüftelte er schon damals an Verbesserungen, wie man denn den Boden ohne Leim verlegen könnte. Die Idee war dabei einfach wie genial: klicken. Christian sagt: "Sie ist die Liebe meines Leben und mit dieser Idee sah ich die Chance ihn zu beeindrucken." Laut eigener Aussage hatte Christian damals aber kein Ohr für diese Idee, denn Autos Pardon sehr, sehr schnelle Autos faszinierten ihn damals wie heute einfach viel, viel mehr. Geld hätte er aber sicherlich auch mit dem verlegen von Bodenbelägen zu hauf verdienen können, denn heute wird schon längst nicht mehr geklebt sondern nur noch geklickt. Christian sagt: "Ich habe keinen anderen Bodenbelaghersteller von dieser Idee erzählt, doch einige Jahre später setzte sich dieser Trend weltweit durch."

Im Jahre 2000 gaben sich beide das Ja-Wort


Das Paar heiratete im Jahr 2000 und bereits ein Jahr später kam mit Sebastian ihr erstes Kind zur Welt. 2006 erblickte dann mit Samuel ihr zweites Kind das Licht der Welt. Zu dieser Zeit herrschte bei den von Koenigsegg aber nicht immer nur eitel Sonnenschein, wenn gleich Halldora sagt das der schwerste Kampf um zu überleben die ersten Jahre waren. Und in der Tat, ohne die Unterstützung von Verwandten, Freunden, Mitarbeitern, Auto-Enthusiasten und Investoren würde man heute wohl über Koenigsegg nur noch in der Vergangenheitsform sprechen. Im Jahr 2000 fuhr das Unternehmen etwa einen Verlust von 2,7 Millionen (ca. 280.000 Euro) ein. Heute schreibt das Unternehmen hingegen schwarze Zahlen. Von rund 85 Millionen SEK konnte im vergangenen Jahr der Umsatz auf 140 Millionen SEK (ca. 14,5 Millionen Euro) fast verdoppelt werden und damit nicht genug, denn Koenigsegg ist heute um einiges profitabler als noch vor ein paar Jahren. Laut Koenigsegg beträgt die Marge rund 8 Prozent. Hört sich im ersten Moment vielleicht nicht viel an, lässt die Kasse bei einem Fahrzeugpreis von rund 2,5 Millionen Euro inkl. Sonderausstattung aber mächtig klingeln.

Koenigsegg ist jetzt auch wirtschaftlich auf der Überholspur


Auch das Geschäftsjahr 2016 dürfte Koenigsegg mit einem dicken Plus abschließen, denn Koenigsegg konnte bereits einen Großteil des auf dem Genfer Auto Salon 2015 vorgestellten Regera unter die äußerst gut betucht Kundschaft bringen. Nur abfahren können bislang noch keiner von diesen damit. Die Lieferzeit beträgt aktuell gut drei Jahre, ein Umstand den Koenigsegg wohl erst im kommenden Jahr verkürzen wird können. Das Problem ist dabei nicht etwa das Personal, das im Vergleich zum Vorjahr von 70 auf 130 Mitarbeiter fast verdoppelt wurde, sondern die Produktion. Die Herstellung der komplexen Kohlefaserteile war bislang mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden, weshalb sich die Schweden in Spanien mit neuen Geräten eindeckten, mit denen sich größere Volumen in weniger Zeit realisieren lassen. Koenigsegg hofft so, die Produktion auf 25 Fahrzeuge pro Jahr ausbauen zu können, was ihnen sicherlich auch gelingen dürfte.

Koenigsegg Regera - Das Megacar für alle die es sich leisten können


Der Koenigsegg Regera ist dabei nicht nur das erste "Volumenmodell" in der Firmengeschichte, sondern das Ergebnis eines lang gehegten Traumes und jeder Menge harter Arbeit. Christian zieht nach wie vor seinen Kraft und Energie aus einem Traum früher Kindheit. Der norwegische Film Flåklypa Grand Prix treibt den Schweden auch heute noch an. In diesem geht es um einen armen Fahrrad-Mechaniker, der sich gegen die übermächtige Konkurrenz durchsetzt und das schnellste Fahrrad der Welt baut.

Ähnlich verhält es sich auch bei Christian von Koenigsegg, der mit seinem Fahrzeug gegen den Bugatti Chiron, McLaren P1 & Co antritt und dabei alles andere als chancenlos ist. Der Regera ist ein Hybrid-Sportler der Extraklasse. Neben einem 5.0-Liter-V8-Triebwerk mit 1.100 PS sorgen hier außerdem noch drei Elektromotoren für ein unvergleichliches und damit auch unvergessliches Fahrerlebnis. Gleich zwei Elektromotoren (einer für jedes Hinterrad und ein weiterer ist an der Kurbelwelle platziert um das Drehmoment zu steigern) setzen dem ganzen die Krone auf. Die beiden an den Hinterräder angebrachten E-Motoren leisten jeweils 180 kW, der an der Kurbelwelle nochmals 160 kW. Insgesamt steht somit eine Systemleistung von 1.103 kW oder 1.500 PS und aberwitzigen 2.000 Nm(!!!) Drehmoment zur Verfügung.

Der Regera ist aber nicht nur unglaublich schnell - der Spurt von Null auf 400 km/h wird in unter 20 Sekunden absolviert - sondern zeigt auch, wie schnell die Manufaktur Koenigsegg lernt und mit ihren Herausforderungen wächst. Innerhalb von 14 Jahren wurde die Leistung fast verdreifacht. Was der Firma nicht nur unzählige Auszeichnungen und Schulterklopfer, sondern auch einige Guinness Buch Einträge sowie Christian in seinem Ort Ängelholm in der Fußgängerzone einen "Walk of Fame" bescherte.

Privat schaltet die Familie zwei, drei Gänge zurück


So schnelllebig das Geschäftsleben der Familie von Koenigsegg ist, so entspannt scheint es in deren Freizeit zuzugehen. Die Familie lebt unweit vom Firmengelände in einer am Strand und Meer gelegenen Villa. In der Garage stehen keine superschnellen und sündhaft teuren Supersportwagen, sondern vergleichsweise normale Fahrzeuge wie ein Tesla Model S, ein Land Rover Evoque und ein Mazda MX5. Die Kinder vertreiben sich lieber die Zeit mit Musik und anderen Aktivitäten. Der älteste Sohn Sebastian hat im Haus sein eigenes Musikstudio, wo er seine eigenen Musikstücke komponiert und aufnimmt und der 10-jährige Sohn Samuel findet aktuell Trampoline interessanter als die vom Papa entworfenen Hypercars. Halldora sagt: "Für sie sind diese Autos nichts besonderes. Sie sind mit ihnen aufgewachsen und allgegenwärtig." - Da kann man schon neidisch werden...

Sicherlich wird man auch in der Zukunft noch so einiges von der Familie von Koenigsegg hören, denn die Erfolgsgeschichte ist noch längst nicht zu Ende erzählt.
Daniel L

Daniel L

Seit dem Kleinkindalter vom Automobil- und Motorsport-Virus infiziert. Seit 2009 Blogger und seit September 2011 Betreiber dieses Blogs. Kommentare zu meinen Artikeln sind immer gerne gesehen und wer Fragen hat, erreicht mich am besten per E-Mail

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